„Die Letzten werden die Blase zum Platzen bringen“

5. Kapitalmarktkonferenz in der Handelskammer Hamburg, Thema: „Immobilienmärkte- eine Gefahr für die Finanzmarktstabilität?“ – Wir von Ratingwissen waren auch dabei.

Zumindest zum zweiten Teil am Nachmittag. Der begann mit einem Referat von Jörg Eschweiler (Family Office Marcard, Stein & Co.) und der Frage, ob Immobilien eine sichere Anlage sind. Laut Eschweiler bespielt 90 Prozent des Kapitals momentan 20 Prozent des Marktes. Alle wollen Core-Immobilien, die Immobilien in den Top-Lagen mit langfristig gebundenen Mietern, weil die vermeintlich sicher sind. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass das ein Trugschluss ist. Beispiele, wo dieser Plan nicht aufgegangen ist, gibt es genug: Börse Frankfurt.

Mit einem geschlossenen Fonds finanziert, einem langjährigen Mietvertrag und einem bonitätsstarken Mieter ausgestattet, das ideale Investment. Es schien undenkbar, dass die Deutsche Börse ihren Firmensitz jemals an einen Standort außerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen verlagern könnte, doch genauso kam es. Das Gebäude stand lange leer und der Fonds schrammte gerade so an der Insolvenz vorbei, jedoch nur durch die Hilfe der Muttergesellschaft. Deutlich sicherer ist da laut Eschweiler eine Immobilie mit vielen Mietern und unterschiedlichen Vertragslaufzeiten. Eben diese Diversifikation auf Mietvertragsebene sei am besten mit Wohnimmobilien machbar. Genau das mache das Family Office für seine Kunden. Auch Einzelhandelsimmobilien (in der Krise nur minimale Schwankungen), Risikokapital für Projektentwicklungen und Partnerschaften mit Spezialisten sind aktuell interessant.
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es neben Geld- und Fiskalpolitik immer wieder um die Immobilienblase. Prof. Dr. Henning Vöpel vom Hamburgischen WeltWirtschaftsinstitut (HWWI) erklärte die Situation am Beispiel eines zugefrorenen Sees: Ein Mutiger traut sich auf den See, langsam kommen andere nach. Es werden immer mehr. Wenn der See schon richtig voll ist, kommen auch die, die keine Ahnung haben. Der Letzte, der eigentlich ängstlich ist und gar nicht genau weiß, was er tut, wird das Eis zum Brechen bringen. So ist es auch mit den Immobilienmärkten. Die Letzten, Uninformierten, die noch auf den Zug aufspringen wollen, werden laut Vöpel die Blase irgendwann zum Platzen bringen.
Dr. Karlheinz Bischofsberger (Deutsche Bundesbank) antwortete auf die Frage, was ihn denn in der aktuellen Situation in Alarmbereitschaft versetzen würde bezüglich der Immobilienblase, dass er jeden Morgen, wenn er das Büro betrete, in Alarmbereitschaft sei. Momentan gebe es keine flächendeckende Blase, auch wenn es punktuell natürlich gefährliche Entwicklungen gebe. Man müsse permanent wachsam sein und beobachten.
Andreas Ibel, Präsident des BFW (Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.), gab zum Thema Immobilieninvestments noch zu bedenken, dass ein Gebäude, das heute gebaut wird, in 36 Jahren nichts mehr wert sei. Das wären ungefähr 3 Prozent Wertverlust pro Jahr. Das müsse man erstmal wieder reinkriegen. Mit einer normalen Finanzierung sei das nicht möglich, es sei denn, man bekomme noch etwas geschenkt. Viele Investoren unterschätzten bzw. ignorierten das. Hinzu komme dann noch der operative Aufwand, Instandhaltungskosten usw. Viele würden sich dann wundern, warum am Ende nichts übrig bleibt.

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